Während sich HartzIV Empfänger von einem Volkstreter erklären lassen müssen, dass man sich mit 4,38 Euro pro Tag lecker ernähren kann, finden im deutschen Fernsehen allenthalben Diskussionen darüber statt, dass die Deutschen zu dick seien.
Da sitzt bei Frank Plasbergs letzter Talkrunde unter anderem auch Sarah Wiener, die, so glaube ich, niemand so recht kannte in Deutschland, bis sie sich als Küchenmamsell in der ARD-Doku Abenteuer 1900 in die Herzen der fernsehschaffenden Kochgemeinschaft spielte.
Es gibt wohl kaum noch eine Kochshow, sei es bei Kerner, Lafe, Mälzer und wie sie sonst noch heißen, die zur Zeit die Bildschirme bevölkern, bei der sie nicht ihren Auftritt hatte.
Bei diesen Gelegenheiten empfiehlt sie dann schon einmal Garnelenbällchen in Tomaten-Paprika-Soße mit einer Füllung aus Kapernäpfel oder Lammkrone auf provenzalischem Bohnen-Basilikum Kartoffelpüree mit Portulak oder so ähnlich. Man kann sie in ihrer eigenen Show bewundern und sehen, wie sie auf einem französischen Fischtrawler Langustinos sortiert, die sie anschließend in einem französischen Lokal zubereitet.
Auf Plasbergs Feststellung, solche Gerichte wären nicht wirklich zum nachkochen geeignet, oder mit meinen Worten ausgedrückt, vielleicht etwas zu abgehoben seien, schaute Frau Wiener etwas ungläubig. “Das war doch ziemlich einfach, finde ich. Also Lammkrone ist Lamm….”
Jau, das ist ja auch genau das, was der deutsche Bürger auf den Tisch bringt. Kostet ja auch so gut wie nichts, so eine Lammkrone für eine Normalverdiener-Familie. Die Langustinen werden ohnehin im eigenen Aquarien gezüchtet. Da kann man sich wenigstens darauf verlassen, dass sie frisch auf den Tisch kommen. Der Kaviar ist im Keller kalt gestellt, gleich neben dem Champagner. Man gönnt sich ja sonst nichts.
Geht’s noch? Während durch die Werbung den Leuten in den Köpfe gehämmert wird, dass Fertiggerichte ganz was tolles, gesundes und leckeres sind, obwohl jeder klar denkende Mensch weiß, welcher Mist damit an den Mann gebracht wird, führt man ihnen auf der Mattscheibe vor, wie man auch leben kann, wenn das entsprechende Geld vorhanden ist. Natürlich nur, um wie Frau Wiener sagt, den Leuten etwas Anregung zu geben.
Klar, Anregung. Vielleicht wäre es gescheiter, den Leuten zu zeigen, wie sie mit dem bisschen Geld, das ihnen nach Abzug von Miete und Energiekosten bleibt, doch noch eine vernünftige Mahlzeit mit frischen Gemüsen, Fleisch und Fisch zubereiten können, anstatt sich mit diesem industriell gefertigten Dreck vollzustopfen, der keineswegs billig ist, keine Nährwerte hat und dick macht.
Irgendwo zwischen gehackten Hammeleiern an Pimpernellensoße auf pouchierten, handgeklöppeltem Blattspinat und den Rezepten aus dem Maggi-Kochstudio muss es doch noch eine Alternative geben.
Ich wünsche denn mal guten Appetit.
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